Allgemein, Kinderzimmer

Wie sich Einrichten verändern wird? Trends 2023!

Digitales Kinderversium oder heimeliger DIY Traum? Wie wird wohnen in den nächsten Jahren aussehen und wie werden wir Kinderzimmer in Zukunft einrichten?

Die Soziologin und Zukunftsforscherin Christiane Varga hat mir die wichtigsten Trends verraten..

Welche Themen werden in Zukunft unser Wohnen beeinflussen?

Große Entwicklungen wie die Globalisierung, Individualisierung oder Urbanisierung prägen unsere Art zu leben. Die Themen Stadt und Land, Wohnen und Arbeiten, öffentlicher Raum und private Bereiche verschmelzen immer häufiger oder tauschen ihre Rollen. Und ganz klar nimmt auch die Bedeutung von Ökologie und Nachhaltigkeit als Teil des eigenen Lebensentwurfs bei Vielen weiterhin zu. Nachhaltigkeit und Ökologie werden in den kommenden Jahren stärker denn je die Architektur, den Haus- und Wohnungsbau sowie die Möbelindustrie bestimmen. Wohnen wird in Zukunft noch viel stärker ganzheitlich betrachtet werden. Das Thema Gesundheit spielt hier stark mit hinein: Mit welchen Materialien umgebe ich mich, tun sie mir gut oder schaden sie mir gar.

Welche Trends gibt’s es im Bereich Einrichtung und Leben mit Kindern?

Genau das spiegelt sich als Basis im Bereich Einrichtung und Leben mit Kindern wider. Wir verbringen den größten Teil unserer Lebenszeit in geschlossenen Räumen und atmen dabei ein, was Einrichtungsgegenstände von Möbeln bis hin zu Teppichböden, Haushaltsreiniger, Farben, Lacke, Klebstoffe etc. zum Teil jahrelang ausdünsten. Es sind vor allem Weichmacher und Lösungsmittel, die früher bedenkenloser als heute in Baustoffen verarbeitet wurden und die unterschiedlich stark in der Innenraumluft nachgewiesen werden können.

Man macht sich über diese Aspekte mehr Gedanken, wenn man Kinder bekommt und Einrichtung für sie kauft. Möbelhersteller reagieren darauf bspw. mit wasserlöslichen Lacken. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen, was Qualitäts-Möbel betrifft.

Was aber auch immer stärker beim Einrichten von Kinderzimmern mit hinein spielt, ist der Megatrend Individualisierung.

 
Individualität in der Mode ist bereits ein großes Thema! Wie sieht das eine Zukunftsforscherin im Bereich Wohnen?

In den vergangenen 20 Jahren hat sich beim Einzelnen und seiner Art zu konsumieren viel verschoben, das macht sich immer stärker im Bereich Interieur bemerkbar. Gefragt ist heute nicht mehr das, was teuer aussieht. Einrichtung soll vielmehr eine eigene Geschichte erzählen. Das hängt mit der industriellen Massenproduktion zusammen, durch die ehemals exklusive Produkte auch für den Durchschnittskonsumenten erschwinglich geworden sind. Und wie in der Mode, bei Fernreisen oder einstigen Luxusgütern wie Champagner hat auch im Möbeldesign eine „Demokratisierung des Preises“ stattgefunden – das macht es beliebig. Immer mehr Menschen entdecken einen neuen Wert in den Dingen, die sie auf dem Flohmarkt finden oder als Erbstück bekommen

Das autobiografische Wohnen hat natürlich auch viel mit Storytelling zu tun – mit dem restaurierten Stuhl oder mit dem vom Tischler angefertigten Bett habe ich eine Geschichte zu erzählen. Storytelling versus Ikeaisierung.

Das Wirkungsprinzip des Do-it-yourself-Trends durchdringt immer mehr Bereiche unseres Alltags und zeigt eine weitere Stufe des Megatrends Individualisierung. Während es vor ein paar Jahren noch ausreichend hip war, bei IKEA einzukaufen, hat sich dieses Phänomen eben schon länger erschöpft. Abhilfe beim Gefühl, Massenware zu kaufen, schaffen sich die Konsumenten dann oft durch das eigenhändige Zusammentischlern oder, wenn das Talent und die Zeit fehlt, durch das Kaufen von wertigen, restaurierten Möbel.Dieses Verständnis ist zu einem Lebensstil geworden, der mit Freiheit und Ausdruck von Kreativität assoziiert wird – Aspekte, die per se nur individuell bzw. einzigartig sein können.

Natürlich ist dieser Trend wieder auch getrieben von zunehmendem Umweltbewusstsein. Ähnlich wie bei der Mode gilt: Lieber zwei, drei außergewöhnliche Stücke zu Hause haben, als günstige Ware, an der ich mich schnell satt gesehen habe und die zudem auch qualitativ nicht überzeugt.

 
Jede Zeit hat ihre Sehnsuchtsmöbel! In welche Richtung wird es da in den nächsten Jahren gehen?

Sehnsuchtsmöbel ist ein schöner Begriff! Möbel als Geschichtenerzähler sind in Zukunft

das verbindende Element, auch wenn sich die Geschmäcker und Stile

weiter ausdifferenzieren und noch vielfältiger werden. 

Jeder Trend hat auch einen Gegentrend, deshalb steigt mit der zunehmenden Digitalisierung die Sehnsucht nach multisensorischem Erleben, mit der Globalisierung der Wunsch nach Verankerung: Statt serieller Massenfertigung sind Stühle, Tische und Stoffe gefragt, die an eine alte Tradition anknüpfen und echtes Handwerk darstellen. Ein herausragendes Möbel-Stück, von dem ich weiß, woher es kommt, das mich vielleicht sogar ein Leben lang begleitet, wird dann zum Sehnsuchtsmöbel.

Vielen Dank für das Gespräch liebe Christiane!

Als nächstes

Jetzt lesen